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Karpaltunnelsyndrom - Symptome, Diagnose, Therapie

Kribbeln in den Händen, Taubheitsgefühl und eingeschlafene Finger. Kennen Sie diese Beschwerden? Vor allem nachts und in den frühen Morgenstunden kommt es beim Karpaltunnelsyndrom zu diesen speziellen Nervenschmerzen und Missempfindungen.

Karpaltunnelsyndrom MVZ Kaiser

1. Was ist der Karpaltunnel?

Der Medianusnerv verläuft vom Unterarm durch einen engen Kanal im Handgelenk, in etwa 4 bis 5 cm lang, der als Karpaltunnel bezeichnet wird.

2. Was passiert beim Karpaltunnelsyndrom?

Das Karpaltunnelsyndrom (KTS) entsteht, wenn der Nerv unter Druck gerät, gequetscht oder eingeklemmt wird. Der Medianusnerv spielt eine entscheidende Rolle, um die Muskeln im Vorderarm und in der Hand zu aktivieren. Die Bewegungen unserer Finger, der Handgelenke und des Daumens zu kontrollieren und das Greifen und Halten von Gegenständen zu ermöglichen. Darüber hinaus regelt der Medianusnerv die sensorische Wahrnehmung, indem er Empfindungen wie Berührung, Temperatur, Schmerz und Druck an unser Gehirn weiterleitet.

Wenn der Nerv komprimiert oder gereizt wird, sind Nervenschmerzen die Folge. Frauen sind vom Karpaltunnelsyndrom häufiger betroffen als Männer, u.a. weil der Karpaltunnel bei Frauen in der Regel etwas enger ist.

3. Symptome des Karpaltunnelsyndroms:


  • Schmerzen und Kribbeln: Betroffene verspüren oft Schmerzen und ein unangenehmes Kribbeln in Daumen, Zeige- und Mittelfinger, insbesondere nachts oder während bestimmter Aktivitäten wie Tippen oder Greifen. Auch nadelstichartige Schmerzen in Daumen und Fingern können durch eine Verengung des Karpaltunnels hervorgerufen werden.
  • Taubheitsgefühl: Ein Taubheitsgefühl oder Gefühlsverlust in den betroffenen Fingern kann auftreten.
  • Schwäche: In fortgeschrittenen Fällen kann es zu Muskelschwäche in der Hand kommen, v.a. im Bereich der Daumenmuskulatur, was zu Schwierigkeiten beim Greifen von Gegenständen führen kann.

4. Diagnose Karpaltunnelsyndrom

Um eine sichere Diagnose vom Ausmaß der Nervenschädigung zu erhalten, werden sogenannte elektrophysiologische Untersuchungen eingesetzt, welche die elektrische Leitfähigkeit der Nerven im Karpaltunnel testen. Mit Hilfe dieser Untersuchung lässt sich feststellen, wie stark der Nerv bereits geschädigt ist, da die Nervenleitgeschwindigkeit entsprechend sinkt.
Je nach individuellem Beschwerdebild können weitere Untersuchungen wie Röntgen, Sonografie und MRT sinnvoll sein.

5. Ursachen für Karpaltunnelsyndrom


  • Schwellung der Sehnenscheiden: Dies kann den Druck im Karpaltunnel erhöhen.
  • Veranlagung: Ein Engpass im Karpaltunnel kann genetisch bedingt sein. Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass knapp 10 % der Erwachsenen bereits mit einem zu engen Karpaltunnel auf die Welt gekommen sind.
  • Verletzungen oder Entzündungen: Verletzungen am Handgelenk oder entzündliche Erkrankungen, wie Arthritis oder Diabetes, können das Risiko erhöhen.
  • Auch übermäßige Belastungen zählen zu den Risikofaktoren.
  • Hormonelle Schwankungen während der Schwangerschaft und der Wechseljahre haben ebenfalls einen Einfluss auf den Druck im Karpaltunnel.

6. Karpaltunnelsyndrom wirksam therapieren

Die gewählte Therapie des Karpaltunnels variiert je nach Schweregrad der Symptome, Dauer der Beschwerden und der individuellen Gesundheitsfaktoren des Patienten. Gute Erfolge lassen sich unter anderem mit folgenden Therapieansätzen erreichen:


  • Handgelenksschienen: Das Tragen einer Handgelenksschiene kann dazu beitragen, das Handgelenk in einer neutralen Position zu halten und den Druck auf den Karpaltunnel zu verringern. Dies wird oft besonders nachts empfohlen
  • Physikalische Therapie: Ein Physiotherapeut kann spezielle Übungen und Techniken empfehlen, um die Muskulatur im Handgelenk zu stärken, die Beweglichkeit zu verbessern und den Druck auf den Medianusnerv zu reduzieren
  • Medikamentöse Therapie: Nichtsteroidale entzündungshemmende Medikamente (NSAIDs) können zur Reduzierung von Entzündungen und Schmerzen beitragen. In einigen Fällen können auch kortikosteroidhaltige Medikamente direkt in den Karpaltunnel injiziert werden.
  • Ergonomische Anpassungen: Änderungen in der Arbeitsumgebung oder in den täglichen Aktivitäten können helfen, wiederkehrende Belastungen zu reduzieren. Dies kann die Anpassung von Arbeitsplätzen, Tastaturen oder Mausgeräten beinhalten.
  • Gewichtsreduktion: Bei Übergewichtigen kann eine Gewichtsabnahme den Druck auf das Handgelenk bzw. den Karpaltunnel verringern und dadurch die Symptome lindern.
  • Akupunktur:In Absprache mit Ihrem Arzt können begleitend Akupunkturbehandlungen hilfreich sein, um die Symptome zu lindern.
  • Chirurgische Eingriffe: In schweren Fällen, in denen konservative Maßnahmen nicht ausreichen, kann eine Operation in Erwägung gezogen werden. Ziel der Operation am Karpaltunnel ist es, den Druck auf den Medianusnerv zu reduzieren, indem der Karpaltunnel erweitert wird. Dieser Eingriff wird als Karpaltunnel-Release bezeichnet.

Besteht der Verdacht auf ein Karpaltunnelsyndrom, ist wichtig, frühzeitig mit einem erfahrenen Arzt zusammenzuarbeiten, um schnell eine sichere Diagnose zu erhalten und einen auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmten Therapieplan zu entwickeln. Steht der Nerv lange Zeit unter Druck, verliert die Muskulatur des Daumenballens zunehmend an Kraft und läuft Gefahr, sich zurückzubilden.