Ratgeber Zahntrauma | Was tun bei Zahnunfall
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Dentales Trauma bleibender Zähne.

Ein Zahntrauma tritt auf, wenn ein Zahn durch äußere Einflüsse verletzt oder gelockert wird. Kinder sind oft betroffen, da sie beim Spielen häufig Zahnverletzungen erleiden. Bei Jugendlichen und Erwachsenen zählen Fall, Sturz, Faustschlag, Verkehrsunfälle und Sportverletzungen zu den häufigsten Ursachen, meist im Bereich der Frontzähne.

Ursachen Zahntrauma

Ursachen

Traumatische Ursachen:

  • Stürze, Verkehrsunfälle, Sportunfälle, körperliche Gewalt
  • Zahnärztliche iatrogene Ursachen (z. B. fehlerhafte Extraktionen)

Pathologische Ursachen:

  • Parodontale Erkrankungen (Parodontitis, Periimplantitis)
  • Kariesbedingte Strukturschwächung
  • Endodontische Pathologien (chronische apikale Parodontitis)

Iatrogen / Systemische Faktoren:

  • Bruxismus
  • Osteoporose
  • Medikamenteninduzierte Knochennekrose (z.B. Bisphosphonate)

Symptome

Variieren je nach Art und Schweregrad der Verletzung:
 

  • Zahnfrakturen: Schmerzen und Empfindlichkeit, häufig mit sichtbarer Schädigung des Zahnschmelzes und möglichen Entzündungen der Zahnpulpa.
  • Dislokationsverletzungen: Lockerung des Zahns, Okklusionsstörungen und Blutungen im Zahnfleischbereich.
  • Avulsion (Zahnverlust): Vollständiger Verlust des Zahns aus dem Kiefer, begleitet von spontaner Blutung und möglicher Schädigung des Parodontalligaments (Zahnverankerung).
  • Intrusionsverletzungen: Der Zahn wird in den Kieferknochen gedrückt und zeigt keine Beweglichkeit mehr.
  • Sekundärsymptome: Mögliche Folgeerscheinungen wie Nervenschädigungen, Infektionen oder Gewebeabbau.
Zahntrauma Ratgeber
Diagnose Karies

Diagnose

Interdisziplinär - klinisch, radiologisch und funktionell:

Klinische Inspektion:

  • Okklusionsanalyse
  • Zahnbeweglichkeitstests (z.B. Miller-Klassifikation)
  • Sensibilitätstest (Kältetest, elektrische Pulpatestung)
  • Weichteilinspektion auf Lazerationen oder Hämatome

Bildgebung:

  • Röntgendiagnostik: OPG, Zahnfilm, DVT für komplexe Frakturen
  • Intraoralscanner: Digitale Abbildung der Zahnstruktur 
  • MRT: Detaillierte Darstellung von Weichteilverletzungen 

Labordiagnostik (bei systemischer Ursache):

  • CRP, Leukozytenzahl bei Verdacht auf Infektion
  • Knochenstoffwechselparameter (Vitamin D, Ca/P-Spiegel)

Behandlung von Zahntraumata

Die Therapie richtet sich nach der Art der Verletzung:  

Zahnfrakturen:

  • Schmelz-Dentin-Frakturen: Komposit-Restauration, ggf. Überkappung
  • Pulpabeteiligung: Direkte/indirekte Überkappung, Pulpotomie oder Wurzelkanalbehandlung
  • Wurzelfrakturen: Ruhigstellung mittels Schienung, langfristige Prognose abhängig von Frakturverlauf

Dislokationen:

  • Subluxation: Ruhigstellung (z.B. durch flexible Schienung)
  • Intrusion: Repositionierung (spontan, orthodontisch oder chirurgisch)

Zahnverlust (Avulsion):

  • Sofortige Replantation und Fixation mit flexibler Schiene
  • Zahn >60 Minuten außerhalb Kiefer: Zahnnerv wird behandelt, weil Gewebe um den Zahn absterben kann.
  • Alternativ: Implantatprothetik oder kieferorthopädische Lückenschlussstrategien
  • Schwerer Zahnverlust: Prothetische Versorgung mit festsitzendem oder herausnehmbarem Zahnersatz

Parodontale Ursachen:

  • Parodontaltherapie (SRP, Lappen-OPs, Knochenaugmentation)
  • Regenerative Verfahren (GTR, Schmelzmatrixproteine)
  • Implantologie als prothetische Rehabilitation

Prävention

Individuell:

  • Sportmundschutz (insbesondere bei Hochrisikosportarten)
  • Vermeidung von Bruxismus durch Schienentherapie
  • Optimale Mundhygiene zur Prävention parodontaler Erkrankungen

Zahnmedizinisch:

  • Regelmäßige Kontrolluntersuchungen zur frühzeitigen Erkennung von Risikofaktoren
  • Schutz vitaler Zahnnerven (Pulpen) bei tiefen Bohrungen

Gesellschaftlich:

  • Verkehrssicherheitsmaßnahmen (Anschnallpflicht, Helmpflicht)
  • Schulaufklärung über Minimierung von Risikofaktoren
Zahnschutzschienen Sport Zahntrauma Prävention
Zahntrauma erste Hilfe Checkliste

Checkliste bei Zahnunfall

  • Mundhöhle auf Verletzungen überprüfen
  • Zahn nicht reinigen oder desinfizieren
  • Nicht an Zähnen wackeln
  • Ausgebrochene Zähne nicht an Wurzel anfassen
  • Abgebrochenen oder ausgeschlagenen Zahn mit allen Einzelteilen aufsammeln und in Notfallbox lagern (notfalls in H-Milch, isotonischer Kochsalzlösung oder Speichel)
  • Schwellung von außen kühlen
  • Sofort Zahnarzt oder Zahnklinik aufsuchen

Je schneller ein Zahntraumata behandelt wird, desto größer die Chance, die betroffenen Zähne zu erhalten. Wird ein Zahntrauma bzw. Frontzahntrauma nicht rechtzeitig behandelt, kann es im schlimmsten Fall zu dauerhaftem Zahnverlust kommen.